Dieser Artikel behandelt das Thema „Japanisches Bogenschießen (Kyudo)“ und ist Teil der Serie zum Thema Bogensport-Disziplinen. Hier geht es zur Übersicht aller Ratgeber.
In diesem Ratgeber erfahren Sie
- was japanisches Bogenschießen so besonders macht
- wie es sich von anderen Bogensport-Disziplinen unterscheidet
- für wen Kyudo als Sportart geeignet ist und
- wie Sie den besten Kyudo-Bogen für japanisches Bogenschießen kaufen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist japanisches Bogenschießen?
Japanisches Bogenschießen wird auf Japanisch als Kyudo bezeichnet, was übersetzt „Weg des Bogens“ bedeutet. Kyudo grenzt sich insbesondere durch die Verwendung eines asymmetrischen Bogens ohne Visier und Pfeilauflage, sowie einem zeremoniellen Schießablauf von anderen Sportbogen-Disziplinen ab.
Kyudo hat als weitere Besonderheit die traditionelle Kleidung, die sich aus der historischen Ausrüstung des Samuraikriegers entwickelte. Denn die Samuraikrieger haben japanisches Bogenschießen schon im 8. Jahrhundert bei besonderen Anlässen vorgeführt. Dabei brachten sie ihre Energie und Schlagkraft mit der Würde und Ästhetik der Zeremonie zum Ausdruck. Nach dem 16. Jahrhundert, als der Bogen seine Bedeutung als Waffe im Kampf verloren hatte, traten die geistigen Aspekte von Kyudo als Bogensport in den Vordergrund.
Japanisches Bogenschießen ist heute eine Kombination aus Schießen und Meditation, die jahrelanges Training mit viel Disziplin und Konzentration erfordert.
Jeder Anfänger lernt schnell, dass Konzentration, Gelassenheit und konstantes Training für eine gute Trefferquote verantwortlich sind und nicht die körperliche Kraft, Ehrgeiz oder Willenskraft. Japanisches Bogenschießen beschreibt sich deshalb nicht als physischen Sport, sondern vielmehr als psychischen und emotionalen Sport, bei dem es vor allem auf innere Ruhe ankommt.
Im nachfolgenden Video erhalten Sie einen sehr guten Einblick in japanisches Bogenschießen:
Japanisches Bogenschießen – Was unterscheidet Kyudo vom Sportbogenschießen?
Japanisches Bogenschießen unterscheidet sich vom klassischen Sportbogenschießen im Wesentlichen in der Entfernung der Zielscheibe, der Größe der Zielscheibe und dem Bogen.
- Entfernung der Zielscheibe: Beim regulären Sportbogenschießen wird die Zielscheibe zwischen 18 und 90 m Entfernung aufgestellt, wobei die übliche Entfernung bei 70 m liegt. Beim Kyudo wird die Zielscheibe auf einer Distanz von 28 m aufgestellt. Die Entfernung ist also kürzer.
- Größe der Zielscheibe: Normalerweise ist die Zielscheibe 122 cm groß und in zehn Ringe in fünf Farben aufgeteilt. Von innen nach außen sind die Farben Gold, Rot, Blau, Schwarz und Weiß. Beim Kyudo hingegen, ist die Zielscheibe nur 36 cm groß und in schwarz-weiße Ringe aufgeteilt.
- Bogen: Beim klassischen Schießen hat der Bogen ein Visier und der Pfeil wird in der Mitte des Bogens aufgezogen. Beim Kyudo wird wie beim traditionellen Bogenschießen ohne Visier und Zielhilfe geschossen. Der Pfeil wird an der rechten Seite des Bogens aufgestellt und beim Lösen nach rechts abgelenkt.
Für wen ist japanisches Bogenschießen geeignet?
Japanisches Bogenschießen ist ein Bogensport, der keine besonderen körperlichen Fähigkeiten voraussetzt. Im Vordergrund stehen in dieser Sportart nur das Bewusstsein für seinen eigenen Körper und den Ablauf der Bewegungen, die zum Spannen des Pfeils nötig sind. Aus diesem Grund können auch untrainierte oder nicht besonders leistungsfähige Menschen an Kyudo teilnehmen.
Japanisches Bogenschießen ist für Jung und Alt, Mann und Frau gleichermaßen geeignet. Starke körperliche Belastungen werden in dieser Sportart nämlich vermieden, weshalb es auch Menschen im fortgeschrittenen Alter lernen können. Vorhandene Unterschiede in der körperlichen Konstitution können einfach durch unterschiedliche Bogen-Stärken ausgeglichen werden.
Es empfiehlt sich jedoch ein Mindestalter von 12 bis 16 Jahren, um an einem Kurs im Verein teilzunehmen, da für diese Sportart eine gewisse geistige, körperliche und motorische Reife erforderlich ist. Vor allem aber sind der eigene Antrieb, Ruhe, Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit und Geduld sehr wichtig.
Japanisches Bogenschießen: Darauf sollten Sie beim Kyudo-Bogen kaufen achten
Material und Bogengröße
Wer sich für japanisches Bogenschießen interessiert, der braucht unbedingt einen Kyudo-Bogen. Üblicherweise verwendet man einen Kyudo-Bogen (auch Yumi-Bogen) aus Bambus. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit gegenüber Witterungseinflüssen und Schießfehlern sind Bambusbögen jedoch eher für fortgeschrittene Bogenschützen zu empfehlen, die im Umgang geübt sind. Ansonsten kann es schnell teuer werden, wenn ein Bogen wegen viel Anfänger-Verschleiß ausgetauscht werden muss.
Für Anfänger sind pflegeleichte und preiswerte Yumi-Bögen aus Carbon oder Fiberglas als Einsteiger-Bogen besser geeignet. Denn diese sind robust und formstabil. Egal für welches Material man sich letztendlich entscheidet – der untere Wurfarm des Yumi-Bogens muss immer kürzer sein als der obere Wurfarm, ansonsten hat man das falsche Modell gegriffen.
Auch bei der Größe sollte man sorgsam wählen. Denn ein zu großer oder zu kleiner japanischer Bogen stört die Bewegungsabläufe. Für eine Person, die 1,75 m groß ist, sollte die Bogengröße deshalb etwa 2,27 m betragen.
Die nachfolgende Übersicht hilft Ihnen dabei, den richtigen Kyudo-Bogen zu kaufen, der ideal an Ihre Kompetenzstufe und Ihre Körpergröße angepasst ist.
Zugstärke für Bögen
Die üblichen Zugstärken für Bögen reichen von 8 kg bis 22 kg. Für welche Zugstärke man sich entscheidet, hängt von der Konstitution und der Kompetenzstufe des Bogenschützen ab.
- Anfänger: Für untrainierte Anfänger sind zu Beginn 8 bis 12 kg Zuggewicht ausreichend.
- Fortgeschrittene: Für fortgeschrittene Schützen ist ein Zuggewicht zwischen 12 und 18 kg ideal.
- Experte: Bögen mit einem Zuggewicht von 22 kg sind nur für kräftige Bogenschützen mit langjähriger Erfahrung zu empfehlen.